Samstag, 7. Juli 2007

Hintergründe zum geplanten Aufmarsch in Tübingen (geklaut von tueinfo.de.am...)

Zur JN-Versammlung in Tübingen Drucken

jn Am 21. Juli wollen die „Jungen Nationaldemokraten“ in Tübingen in der Altstadt eine Versammlung abhalten (Treffpunkt der Jungbraunen ist von 11 bis 12 Uhr am Hauptbahnhof).

Hier ein paar allgemeine Hintergrundinformationen.

Die „Jungen Nationaldemokraten“

Die „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) sind die Jugendorganisation der NPD und sollen laut Verfassungsschutz 410 Mitglieder (2006) haben. In letzter Zeit beobachten AntifaschistInnen, dass vermehrt Neonazis aus dem Kameradschaftsspektrum, teilweise aus staatlicherseits verbotenen Gruppen, in die JN gehen. Offensichtlich gehören das Angebot einer größeren und umfassenderen (Partei-)Struktur, einer Finanzierung, sowie der unwahrscheinlicher werdende Fall eines Verbotes, zu den Anreizen für diesen Wechsel.

In Sachsen zum Beispiel sind große Teile der verbotenen „Skinheads Sächsische Schweiz“ (SSS) zur JN gegangen, bzw. haben die JN in der Region überhaupt erst begründet. Durch die derart gesteigerte Mitgliederzahl ist es der JN möglich mehr Aktivitäten zu entfalten und neue Stützpunkte zu gründen oder alte wieder zu beleben.

War diese gesteigerte Aktivität und Expansion zuerst in Ostdeutschland zu bemerken ist sie jetzt auch im Südwesten zu beobachten.

So wurde am 09.06.2007 in Bruchsal mit 60 Teilnehmern (JN-Eigenangabe!) der JN-Stützpunkt Karlsruhe gegründet. Leiter des JN-Stützpunktes ist übrigens eine Leiterin namens Britta. Ein weiterer Beleg dafür, dass rechtsextreme Gruppen wie die JN für Frauen und Mädchen attraktiver wird bzw. diese dort vermehrt Führungspositionen einnehmen.

Weiterhin kam es am 09.12.2006 in Friedrichshafen zur Gründung des JN-Stützpunktes Bodensee und am 25.03.2007 in Engen zur Gründungssitzung des JN-Stützpunktes Konstanz.

Im Südwesten scheint es auch die so genannten „Autonome Nationalisten“ zur JN zu ziehen. Die vom NPD-Kreisverband Schwarzwald-Baar und dem JN-Stützpunkt Stuttgart am 12. Mai in Horb ausgerichtete Demonstration mit vorgeblich sozialer Thematik („Alternativen schaffen - Für ein nationales und soziales Deutschland!“), die dann im benachbarten Freudenstadt stattfand, wurde augenscheinlich von AN’lern dominiert.

Anlass und Grund für die Ortswahl

In Tübingen sind seit Jahren keine offenen Neonazis mehr aufmarschiert. Jedoch gab es in der Umgebung durchaus Nazi-Aktivitäten. So postierte sich die NPD/JN eigenen Angaben nach im knapp 40 km entfernten Balingen im Zuge der NPD-Kampagne gegen den G8-Gipfel mit einem Infostand und in Reutlingen wurden Gratis-Rechtsrock-CD’s der NPD-Kampagne „Projekt Schulhof“ verteilt.

Da der Anlass für die Versammlung eher willkürlich zusammengezimmert wirkt („Keine Freiräume für linke Gewalttäter - Nationale Freiräume erkämpfen!“). Ein sehr ähnliches Motto („Linken Gewalttätern kein rechtsfreier Raum!“) trug die ebenfalls kurzfristig anberaumte NPD/JN-Demonstration am 30. Juni 2007 in Rostock. Der Ort scheint hier maßgeblicher zu sein, als der vorgebliche Anlass. Dass symbolische Eindringen von Neonazis in einen Raum, der von Ihnen als antifaschistische Hochburg wahrgenommen wird, kann bei erfolgreicher Durchführung auf brauner Seite durchaus als Sieg interpretiert werden.

Dabei haben es Neofaschisten in Tübingen nur dann schwer, wenn sie nach außen hin als solche erkennbar sind. Im biedermännischen Schafspelz ist es auch für einen der bundesweit bedeutsamsten rechtsextremen Verlage möglich relativ ungestört (1) in der „antifaschistischen Hochburg“ Tübingen mehr als 50 Jahre zu existieren.

Der inzwischen im Wikingerforum veröffentlichte Mobilisierungsaufruf für den 21. Juli in Tübingen nimmt auch Bezug auf den, durch eine antifaschistische Intervention erfolgreich, verhinderten reaktionären Aufmarsch der rechten Tübinger Studentenverbindungen („Maisingen“). Damals drohte bereits der NPD-Kandidat und Berufsnazi Axel Heinzmann (siehe Bild) in einem Leserbrief an das „Schwäbische Tagblatt“ bei einer Behinderung des Aufzuges mit seinen KameradInnen selbst aufmarschieren zu wollen. Langjährige AntifaschistInnen aus der Region vermuten daher Heinzmann als treibende Kraft hinter dieser kurzfristigen Chaos-Aktion. Heinzmann hatte auch die Nazi-Demonstration in Horb, die kurzfristig nach Freudenstadt verlegt wurde, angemeldet. Möglich wäre daher eine ähnlicher kurzfristige Wechsel der Nazis nach Reutlingen oder Rottenburg um Gegenprotest ins Leere laufen zu lassen.

Offizieller Anmelder des ganzen Spektakels aber ist Lars Gold (siehe Bild), der seit dem 4. November 2006 Landesvorsitzender der JN Baden-Württemberg ist. Über Gold ist bisher wenig bekannt. Er kommt aus Stimpfach bei Schwäbisch Hall und dürfte dem sich national“revolutionär“ verstehenden JN-Flügel zuzurechnen sein (O-Ton: „Wir stehen im Jahre 2006 im revolutionären Kampf gegen dieses System.“).

Zu rechnen dürfte zahlenmäßig mit einer Anzahl wie in Freudenstadt oder Aulendorf sein, also etwa 100 Mann. Auch wenn sich die JN Baden-Württemberg auf ihrer Homepage rühmt kurzfristig angeblich 200 Personen mobilisieren zu können.

Tübingen zur „Von Nazis befreiten“-Zone machen!!!

Am 21. Juli und auch sonst wann!!

(1) Hier soll nicht die mühevolle Aufklärungsarbeit über den Grabert-/Hohenrain-Verlag durch antifaschistische Initiativen und Einzelpersonen herabgewürdigt werden, aber die Existenz des Grabert-Verlagshauses wurde dadurch vermutlich nie ernsthaft gefährdet.

heinzmann_axel.april.2006
Axel Heinzmann
gold_lars_06.11.04
Lars Gold

[Stand: 06.07.07]

::: Antifaschistische Auskunftei Süd [AAS] ::.

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